Nachdenken über das Leben und die Zeit


Die Zeit


 

 

 

 

Die Zeit, die große Weltenweise

ist eine eitle Blenderin.

Schaust du zurück und suchst die Jahre

dann fragst du dich, wo sind sie hin?

Als Kind meinst du, dein kleines Leben

Bewegt sich keine Spur voran.

Du möchtest große Schritte gehen

Und kommst mit kleinen nur heran.

 

Als junger Mensch wär man gern älter

Schafft seine Welt nach eignem Bild

Hat Ideale und Ideen

Und ist von ihnen ganz erfüllt

Man geht nicht gern in alten Schuhen.

Man sucht nach einem Lebenstraum,

um schließlich irgendwann zu merken

Wir gaben Zügel uns und Zaum.

 

Wir mussten schließlich akzeptieren,

Und schufen unsere Kontur.

Jetzt sind wir so, nichts wird uns ändern,

Denn das ist unsere Natur.

Die Träume, sie sind Traum geblieben,

Sie flattern nur noch durch die Nacht.

Wir lernten unsren Tag zu leben

Und das, was wir daraus gemacht

 

 

 

 


Das Alter


 

 

 

Augen-

Lebenstrüb.

Zu viel gesehen.

Ohren –

Lebenstaub.

Zu viel gehört

Lippen –

Verstummt in Einsamkeit

Sprache-

Verkümmert

Ansprache findet nicht statt.

Hände suchen

Nach Beschäftigung

Herz sucht

Nach Zuwendung

Geist sucht

Nach Herausforderung

Und verkümmert

Im Vergessen.

 


Alternde Frau



        

 

   Stumpf ist sie geworden.

           Glanzlos,

           Hat Rost angesetzt

           Unter dem Lack.

           Knitter auf der Seele

           Aus vergilbtem Plissee.

           Sorgsam gepflegt

           Mit magerem Erfolg.

           Grau

           Kriecht die Angst

           Aus welkenden Poren.

           Angst vor Verlust

           Und Verfall.

           Alter,

           Winter des Lebens.

 

 


Lebensfragen


 

 

 

                     Ganz gleich ob alt oder jung-

                     Keiner weiß, wie viel Zeit ihm gegeben ist.

                     Aber die Frage,

                     Was haben wir aus unserer Zeit gemacht,

                     Stellt sich denen,

                     Die anfangen zu überlegen,

                     Wieviel  noch bleibt.

                     Haben wir resigniert

                     Oder brechen wir noch einmal auf?

                     Sind wir zufrieden

                     Mit dem, was war

                     Oder haben wir versäumt,

                     Unserem Leben einen Sinn zu geben?

                     Und worin liegt der Sinn?

                     In der Leistung, Kinder geboren

                     Und erzogen zu haben?           

                     Sich zu Emanzipieren, Profilieren, Etablieren?

                     Sich einen Status zu erkämpfen

                     Und ihn zu behaupten? -

                     Der Sinn meines Lebens

                     Hat von all dem etwas.

                     Wichtig ist mir,

                     Dass ich alle Gaben,

                     Die das Leben mir gegeben hat,

                     Nutze

                     Und nach meinen Möglichkeiten

                     Gebrauche.

                     Nur das wird einst

                     Erfüllung und Befriedigung sein.

 


Unterwegs


                       

 

 

                        Wenn das Jahr sich halbiert

und die Seele erschöpft ist

von der Last mit der Zeit

und den Dingen

sucht der Mensch 

nach den Quellen seiner Kraft.

Unterwegs,

auf der Suche nach dem Neuen,

nie gesehenen, nie erlebtem

zieht er seine Kreise. 

Immer weiter, immer größer.

Die Nähe ist zu nah

und bald auch die Ferne

bis es nichts mehr gibt,

was die Speicher auffüllt.

Und dann?

Vielleicht wird irgendwann

die kleine Welt

zum Kosmos

der unerschöpflichen Energie.

 

 


Berührung


Wenn der Geist

Die Seele küsst

Fließen die Gedanken

Schwerelos 

Von Allmacht getragen

Ohne mein Zutun

In die Spitze

Meiner Feder

Und lassen sich nieder

Als Worte

Flügelschlagend

Staub aufwirbelnd

In meinem Herzen

 

 


Großstadtimpressionen


 

 

 

 

 

            Tür an Tür

            Unbekanntes Leben.

            Millionen Lichter beleuchten

            Anonymes Schicksal.

 

            Ängste,

            Vom Lärm verschlungen

            Hoffnungen

            Im Smog erstickt

            Kinder

            In Zimmer verbannt

            Jugend

            Chancenlos in der Gosse

            Mütter

            Vom Alltag überfordert

            Väter

            Mit Vierzig auf dem Abstellgleis.

 

            Zukunft

            Suche ich vergebens

 


Lichtschmelze


 

 

 

Geschmolzenes Licht in trägem Fluss

              Breit über den Kamm gegossen.

              Abstich aus Glanz kommt in kaltem Strom

              Direkt in die Seele geflossen.

              Kleine Blende für staunenden Blick

              Und gegen die gleissende Helle.

              Ein Klick in Gedanken brennt das Bild

              Im Geist an die passende Stelle.

              An jedem Morgen neu bestimmt

              Die  Zeit für die schmelzende Fülle

              Mal Purpur, mal stumpf, mal strahlendes Gold

              In noch verhaltener Stille.

 


Glutheiss


            Heiß die Tage, warm die Nächte.

                       Spät erst kühlt der Morgen

                       Überhitzte Haut.

                       Amseln baden im Sand,

                       Früchte saugen die Glut

                       Der Sonne und geben sie ab

                       In saftiger Süße.

                       Das Gras verliert

                       Den jugendlichen Blick

                       Und altert übergangslos

                       Auf den Halmen.

                       Hitze der Tage zwingt in die Häuser,

                       Wo doch der Sommer

                       Offene Räume verspricht.

                       Abends toben die Wetter

                       Über die Hügel

                       Blitze spalten die Wolken

                       Regen verschenkt fruchtbares Nass

                       Duft steigt aus gelöschtem Staub

                       Und die Stimme des Sommers

                       Erklingt wiedergeboren

                       Im Gesang der Vögel.